#4195
Martin W
Participant

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    Klemens Steiof 2.1.2007
    Wichgrafstraße 16A
    14482 Potsdam
    [email protected]
    Geflügelpest – Rolle der Zugvögel
    Zu dem Thema hatte ich mich mit drei Briefen vom 27.2.06, 6.3.06 und 15.3.06 zu Wort gemeldet,
    und die Gedanken zusammenfassend im Mai 2006 in den „ZGAP Mitteilungen“1 und
    umfassender im Juli 2006 in den „Berichten zum Vogelschutz“2 veröffentlicht. Dem ist auch
    jetzt fachlich nichts grundlegend Anderes hinzuzufügen.
    Zahlreiche Anfragen und die jüngste Risikobewertung der zuständigen oberen Bundesbehörde
    (Friedrich-Löffler-Institut, FLI)3 veranlassen mich, noch einmal Stellung zu beziehen.
    Spätestens seit dem Umgang mit dem im Zoo Dresden an Geflügelpest gestorbenen Trauerschwan,
    als für die Infektion dieses Zoovogels heimische Wildvögel verantwortlich gemacht
    wurden, stellt sich mir die Frage nach den Motiven für die Wildvogelbeschuldigungen. Daher
    füge ich den fachlichen noch weitere Gedanken an.
    Fachlicher Aspekt
    Es ist in der Zwischenzeit deutlich geworden, dass Zugvögel – oder Wildvögel allgemein –
    als Vektor der Geflügelpest weltweit keine relevante Rolle spielen. Natürlich können Wildvögel,
    wenn sie irgendwo infiziert wurden, noch eine gewisse Strecke fliegen, doch sterben
    sie in der Regel innerhalb weniger Tage und mit ihnen verschwindet das Virus aus dem
    Freiland. Dieses haben wir auch in Deutschland im Frühjahr erlebt, als eine weiträumige
    Streuung von H5N1-Opfern auftrat. Infektionen weiterer Vögel im Freiland sind offensichtlich
    sehr selten, und längere Infektionsketten weltweit nicht nachweisbar. Es ist vielmehr davon
    auszugehen, dass Neuinfektionen auf die Produktions- und Handelsbereiche des Geflügels
    oder der Geflügelprodukte zurückzuführen sind.
    Es ist bezeichnend, dass das Virus global dort auftrat und auftritt, wo Handelswege es hinführten,
    und nicht dorthin, wo die Zugvögel hinflogen. Die weiten Bereiche des asiatischeuropäischen
    Vogelzuges blieben 2005 und 2006 von der Seuche verschont, auch die
    Hauptüberwinterungsgebiete der asiatischen Wasservögel waren virenfrei. Stattdessen trat
    H5N1 wenn, dann in den Geflügelhaltungen auf, aktuell nach 3 Jahren auch wieder in Südkorea4.
    Eine im Herbst publizierte Veröffentlichung5 versucht zwar, die Westausbreitung der
    „Asia-Variante“ von H5N1 im Sommer 2005 mit Zugvogelbewegungen zu erklären, verwen-
    1 Steiof (2006): Sind Zugvögel Überträger und Verbreiter der Geflügelpest? ZGAP Mitteilungen Jg. 22,
    Heft 1/2006: 21-23; publ. Mai 2006.
    2 Steiof (2005): Wird die Geflügelpest durch Zugvögel übertragen? Berichte zum Vogelschutz Nr. 42:
    15-32; publ. Juli 2006. (Kann auf Wunsch als pdf-Datei zugesandt werden.)
    3 FLI (2006): Bewertung des Risikos zur Einschleppung von hochpathogenem aviären Influenzavirus
    H5N1 in Hausgeflügelbestände in Deutschland, Stand 1.12.06. Internetmitteilung.
    4 Eine detaillierte Beschreibung findet sich unter http://www.birdskorea.org.
    5 Gilbert, M., X. Xiao, J. Domenech, J. Lubroth, V. Martin & J. Slingenbergh (2006): Anatidae Migration
    in the Western Palearctic and Spread of Highly Pathogenic Avian Influenza H5N1 Virus. Emerging
    Infectious Diseases Vol. 12, No. 11: 1650-1656.
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    det aber keine ornithologischen Daten, sondern bemüht sich, den Zusammenhang von Virenausbreitung
    und Vogelzug über Interpretationen von Klimakarten herzuleiten. Dies führt
    zu fachlich nicht haltbaren Ergebnissen. Die Arbeit interpretiert nicht nur die Klimakarten verkehrt,
    sondern lässt u.a. außer Acht, dass in den Durchzugsgebieten der zentralasiatischen
    und westsibirischen Vögel keine Geflügelpest im Freiland auftrat. Gerade die Westausbreitung
    2005 ± quer zur Hauptvogelzugrichtung und zeitlich losgelöst vom Vogelzug war ja ein
    ganz deutlicher Hinweis auf die Handelswege. Weitere Mängel dieser Arbeit listet Petermann6
    auf.
    Darüber hinaus hat man trotz großer Anstrengungen (allein in Europa 10.000de von Proben
    seit dem Frühjahr; weltweit insgesamt über 200.000) immer noch keine Wildvogelart gefunden,
    in deren Population das Virus „zirkuliert“. Es ist somit kein Vektor von hoch pathogenem
    Vogelgrippevirus unter den Wildvögeln bekannt. Allein damit hätte sich die Wildvogelthese
    bereits erledigt. Und selbst wenn behauptet wird, dass dies an unzureichender Beprobung
    liegt – angesichts der hohen Probenzahl eine recht hilflos wirkende Behauptung – so wäre
    damit auch nicht die derzeitige Abwesenheit im Freiland zu erklären. Denn selbst wenn das
    Virus in einer Wildvogelpopulation vorhanden wäre ohne diese zu schädigen, so müssten
    ständig Übertragungen auch an andere Vögel stattfinden, und es müssten immer wieder
    Masseninfektionen sowie zeitliche und räumliche Infektionsketten auftreten. Tatsächlich gibt
    es seit dem Frühjahr 2006 gibt es keinen Fall eines betroffenen Wildvogels in Europa, mit
    Ausnahme eines jungen Haubentauchers im Baskenland (Spanien). Dieser wurde im Juli
    2006 gemeldet, war aber nach Meldung von BirdLife offenbar schon seit Mai tot, die Fundumstände
    sind nicht bekannt geworden7. Ob hier ein Zusammenhang mit infizierten Wildvögeln
    oder z.B. mit Geflügelprodukten besteht, ist völlig unklar; in Spanien waren im Februar
    2006 21 Tonnen geschmuggeltes Geflügelfleisch aus China entdeckt worden. Einmal
    mehr zeigt sich hier die Unbrauchbarkeit der offiziellen Statistiken, die einen Fund mit dem
    Datum der Laborfeststellung angeben, nicht mit dem Datum des Fundes im Freiland.
    Die fachlichen Feststellungen und Einschätzungen aus ornithologischer Sicht decken sich
    mit aktuellen evolutionsbiologischen Überlegungen zur Ökologie von Vogelgrippeviren: Weder
    ist es wahrscheinlich, dass hoch pathogene Vogelgrippeviren in Wildvogelbeständen
    entstehen, noch dass Wildvögel eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung spielen können8.
    Für das Auftreten auf Rügen oder in Süddeutschland ist mir keine völlig plausible Erklärung
    bekannt geworden. Hinweise auf mögliche Freisetzungen durch das FLI selbst sind beispielsweise
    nicht überprüfbar, unabhängige Kontrollen fanden offenbar gar nicht statt. Einflüge
    von Wildvögeln aus Gebieten mit bereits vorhandenem Geflügelpestauftreten (vor allem
    SE-Europa) nach Rügen in der 2. Januar- oder 1. Februarhälfte sind ebenfalls nicht bekannt
    geworden, und zu dieser Jahreszeit auch nicht sehr wahrscheinlich. Die süddeutschen
    Fälle könnten theoretisch Streufunde sein, die auf Virusausträge in Ost-Frankreich (Putenfarm
    in Les Dombes) oder dem pannonischen Becken (Ungarn, Kroatien, Rumänien) zurückzuführen
    sind. Bei Les Dombes wären Jahreszeit und Zugrichtung von Wildvögeln passend
    (Heimzug Richtung Nordost). Aus der ungarischen Tiefebene führt die Donau als potenzielle
    Leitlinie für Wasservögel nach Süddeutschland, doch ist hier die Zugrichtung (Nord
    bis Westnordwest) für mittwinterliche Flugbewegungen bei Dauerfrost nicht sehr nahe liegend,
    ein Ausweichen dieser Vögel zum Mittelmeer wäre wohl wahrscheinlicher. Zudem ist
    anzuzweifeln, dass an Geflügelpest erkrankte Wildvögel noch sehr weite Strecken fliegen
    können. Alternative Virentransporte durch den Handel (LKW aus der Türkei oder Rumänien,
    illegale Geflügelimporte usw.) konnten ebenfalls nicht plausibel gemacht werden, wurden
    6 Petermann, P. (in Vorber.): Misunderstood waterbird ecology and the spread of Avian Influenza – a
    correction of Gilbert et al.
    7 http://www.birdlife.org/news/news/2006/07/grebe.html
    8 Muzaffar, S. B., R. C. Ydenberg & I. L. Jones (2006): Avian Influenza: An Ecological and
    Evolutionary Perspective for Waterbird Scientists. – Waterbirds 29 (3): 243-257. (Kann auf Wunsch als
    pdf-Datei zugesandt warden.)
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    aber offenkundig auch nicht intensiv untersucht. Somit muss man leider feststellen, dass wir
    die Ursachen für das Freilandauftreten in Deutschland nicht kennen.
    Profiteure der Wildvogelbeschuldigungen
    Ich habe mich im Laufe der vergangenen Monate zunehmend gefragt, wer von der These
    profitiert, dass Wildvögel das Virus verbreiten. Es war sehr auffällig, wie die durch nichts belegte
    Rolle der Wildvögel immer wieder in den Vordergrund gerückt wurde. Zu den Profiteuren
    gehören z.B.:
    · Geflügelindustrie – Der Verweis auf Wildvögel lenkt von der möglichen eigenen
    Verantwortung an der Verbreitung des Virus ab. Gleichzeitig wird die Konkurrenz der
    Freilandhaltung zurückgedrängt.
    · Pharmaindustrie – Die allgemeine Panik vor der Vogelgrippe hat die Umsätze von
    Grippeschutzmitteln stark steigen lassen. Dies betrifft sowohl Impfstoffe für das Geflügel,
    als auch „Vorbeugungsmittel“ gegen eine „Pandemie“, wie z.B. Tamiflu.
    · Forschungseinrichtungen – Mit dem Hinweis auf unbekannte Gefahren sind auch in
    Deutschland Forschungsmittel verteilt worden. Unter anderem wurden dem FLI im
    August 150 Mio. € für den Ausbau des Institutes bewilligt. Dies wird in der Pressemitteilung
    des FLI vom 8.8.06 wie folgt begründet: „Die Investition … ist auch ein Zeichen
    dafür, wie wichtig Tierseuchenforschung auch heute noch ist. BSE und Geflügelpest
    haben das ja gerade in letzter Zeit nachdrücklich deutlich gemacht.“
    Insbesondere auch die Welternährungsorganisation (FAO) und in ihrem Gefolge Weltgesundheitsorganisation
    (WHO) und Welttierseuchenorganisation (OIE) waren massive Befürworter
    der Zugvogelthese. Dies mag zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass auch in diesen
    Einrichtungen ökologischer und ornithologischer Sachverstand offenbar nicht ausreichend
    vorhanden ist. Um die Motive allerdings vollständiger zu verstehen, müsste man sich
    intensiv mit weltweitem Lobbyismus vor allem von Pharma- und Geflügelindustrie beschäftigen.
    Gleichwohl relativieren diese Einrichtungen seit dem Herbst die Rolle der Wildvögel.
    Diese Schlaglichter zeigen, dass es um viel Geld, um Macht und Einfluss, und in einigen
    Fällen mittlerweile vermutlich auch um Gesichtswahrung geht. Damit haben wir die fachlichnaturwissenschaftliche
    Ebene längst verlassen.
    Zur bisherigen Rolle des FLI
    Seit dem zeitlich völlig isolierten Auftreten von H5N1 bei einem gehaltenen Zoovogel im
    Sommer 2006, dem Trauerschwan im Zoo Dresden, fällt es mir sehr schwer, Veröffentlichungen
    dieses Instituts noch in Gänze glauben zu können. Denn das FLI hat den Fall als
    Nachweis dafür gewertet, „dass das hochpathogene H5N1 Virus noch in der Wildvogelpopulation
    im Land ist und sich wieder ausbreiten kann“ (Pressemitteilung vom 7.9.06). Man
    kann sich kaum ausmalen, wie viele mögliche Wege das Virus in einen zoologischen Garten
    genommen haben kann, von Tierimporten über Futtermittel bis hin zu Besuchern. Im Freiland
    war das Virus ja bereits seit über zwei Monaten verschwunden.
    In der Statistik des FLI wird der Trauerschwan als „Wildvogel“ geführt, und in der eingangs
    erwähnten Risikobewertung vom 1.12.06 schrieb das FLI: „Jedoch zeigen Nachweise von
    HPAI H5N1 bei Wildvögeln in Spanien und Deutschland die fortwährende Präsenz des Erregers
    in der Wildvogelpopulation an.“ Bei diesen beiden „Wildvögeln“ handelt es sich wie gesagt
    um den jungen Haubentaucher in Spanien und den Zoovogel aus Dresden.
    Abgesehen von dieser fachlich fragwürdigen Aussage haben das FLI und die anderen zuständigen
    Einrichtungen in Deutschland nicht viel dazu beigetragen, aus dem Auftreten von
    H5N1 bei Wildvögeln tatsächliche Erkenntnisse zu gewinnen. Dies beginnt mit der lückenhaften
    bis fehlerhaften Bestimmung der tot aufgefundenen und positiv getesteten Wildvögel
    (Art, Geschlecht, Altersstufe, möglichst Herkunft). Es setzt sich fort mit der Frage, wie viele
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    dieser Vögel denn ursächlich an dem Virus gestorben sind. Weiterhin fehlt grundsätzlich die
    Analyse der Fundumstände, die aber für die Bewertung der Situation unumgänglich ist. Ohne
    derartige ornithologische und ökologische Feststellungen im Freiland ist die epidemiologische
    Situation überhaupt nicht zu analysieren. Da ist es nur konsequent, den ökologischen
    Unverstand damit zu dokumentieren, dass man Zoovögel als „Wildvögel“ in die Statistik eingehen
    lässt. Es hat im Februar sicherlich eine Situation der Überforderung gegeben (obschon
    das FLI selbst rechtzeitig vor dem Auftreten des Virus im Freiland gewarnt hatte), aber
    danach hätte das Vorgehen strukturiert werden müssen. So sind offenbar viele für die Analyse
    des Auftretens im Freiland wertlose Labordaten entstanden.
    Darüber hinaus sind nach wie vor Fragen der Übertragungswege, der artspezifischen Empfänglichkeit
    und der artspezifischen Empfindlichkeit von Wildvögeln weitgehend ungeklärt,
    um nur einige Aspekte zu nennen.
    Was ist bei künftigem Auftreten der Geflügelpest zu tun?
    Wenn man sich von der äußerst unwahrscheinlichen Annahme frei macht, dass Wildvogelpopulationen
    das Virus in sich tragen, dann sind andere Handlungsoptionen sehr naheliegend.
    Denn die Kernfrage ist: Auf welche Weise ist das Virus an den jeweiligen Ort gelangt?
    Dies gilt sowohl für Wildvogelbestände, als auch Hausgeflügel und sonstige gehaltenen Vögel,
    auch in Zoos.
    Im Freiland wäre sofort zu klären, welche Vogelarten betroffen sind (inklusive Geschlecht,
    Alter, möglichst Herkunft). Selbstverständlich sollte der sonstige Zustand der Tiere untersucht
    und die Befunde pathologisch abgesichert werden. Die Fundumstände sind genau zu
    dokumentieren. Nach Möglichkeit sind Individuen der gleichen Art und nahrungsökologisch
    ähnlicher Arten in der direkten Umgebung ebenfalls zu beproben. Denn es ist in vielen Fällen
    davon auszugehen, dass sich die Vögel über die Nahrung infiziert haben. Hierzu sollten die
    effizientesten Fangmethoden verwendet werden.
    Je nach Situation, wenn z.B. Streufunde von bekannten Infektionsherden unwahrscheinlich
    sind, können auch illegale Handlungen vorliegen. Inzwischen wissen wir aus zahlreichen
    anderen Skandalen wie BSE und Gammelfleisch, dass für Gewinnerzielung auch illegal gehandelt
    und zur Strafvermeidung vertuscht wird. Bei Vorliegen eines Anfangsverdachtes, wie
    z.B. eines an Geflügelpest erkrankten Vogels, sollte daher möglichst unverzüglich mit kriminalistischen
    Methoden vorgegangen werden. Einfache Befragungen wie offenbar bisher erfolgt
    sind nicht ausreichend, um beispielsweise illegale Vogelimporte, Bezüge von Futtermitteln
    oder Impfstoffen aus dubiosen Quellen oder aber die Entsorgung von gestorbenem
    Geflügel zu ermitteln.
    Geflügelpest und Artenschutz
    Die Ereignisse haben gezeigt, dass es vordringlich wichtig ist, Wildvogelpopulationen vor
    Austrägen von Krankheitserregern aus der Geflügelhaltung zu schützen. Insbesondere Wasservögel,
    die sich aus ökologischen Gründen an Gewässern konzentrieren, sind potenziell
    höchst gefährdet. Diese Situation verschärft sich weltweit immer mehr, je stärker die verbliebenen
    Feuchtgebiete durch Menschen zerstört oder beeinflusst werden (Eindeichung, Trockenlegung,
    Eutrophierung, Einleitung von Schadstoffen, Verschmutzung, Freizeitnutzung,
    Jagd usw.). Bei vielen Wasservogelarten gibt es heutzutage große Konzentrationen, vor allem
    zu den Zugzeiten und während der Überwinterung. Was würde beispielsweise aktuell in
    Südkorea passieren, wenn Virusausträge aus der Geflügelhaltung in das Hauptüberwinterungsgebiet
    der Gluckente erfolgen? Fast der gesamte Weltbestand befindet sich über mehrere
    Monate in diesem Gebiet; die Gesamtpopulation dieser Vogelart könnte betroffen sein.
    Vor diesen Hintergründen kann Geflügelpest oder eine andere Haustierseuche künftig noch
    mehr zu einem Problem des Natur- und Artenschutzes werden.
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    Anmerkung
    Ich möchte nicht ausschließen, dass es noch andere Erklärungen für das Auftreten der Geflügelpest
    bei uns gibt, zu lückenhaft ist der derzeitige Wissensstand. So weisen einzelne
    Publikationen darauf hin, dass es sich bei H5N1 um ein völlig aufgebauschtes Problem handeln
    könnte9. Und tatsächlich hat es ja auf Rügen trotz der Kälte im Januar bis März 2006
    kein Massensterben gegeben: Unter den über 106.000 anwesenden Wasservögeln gab es
    eine normale Wintersterblichkeit, und 158 von den tot gefundenen Vögeln wurden positiv auf
    H5N1 getestet.
    Andere Überlegungen schließen die Verwendung von nicht gänzlich inaktivierten Impfstoffen
    ein, die z.B. über das Internet aus China angeboten wurden. Sie könnten zum spontanen
    Auftreten der Geflügelpest in verschiedenen Betrieben geführt haben. Auch können Impfungen
    künftig zu einer stärkeren Verbreitung der Seuche führen, da befallene Geflügelbestände
    nicht mehr auffallen; das Virus zirkuliert unerkannt unter dem Schirm des geimpften
    Geflügelbestandes. Dies hat möglicherweise in China in den letzten beiden Jahren bereits
    stattgefunden.
    Es ist zu befürchten, dass uns die Thematik noch einige Zeit beschäftigen wird. Aber es ist
    zu hoffen, dass es künftig einen Erkenntniszuwachs gibt, wenn sich die Verantwortlichen den
    wahrscheinlichen Übertragungswegen zuwenden.
    Klemens Steiof, Potsdam, 2.1.2007
    9 z.B. Buch „Virus-Wahn“ von T. Engelbrecht & C. Köhnlein oder DVD „H5N1 antwortet nicht“ von M.
    Leitner & T.A. Hein, herausgegeben von Neue Impulse e.V. (www.neue-impulse-treff.de)

    Post edited by: Martin, at: 2007/01/04 20:02